Das Kiefergelenk hat für den Gesamtorganismus eine grosse Bedeutung. Es besteht eine Verbindung zum Schädel und über das Hyoid (Zungenbein) zum ganzen Körper. Das Hyoid wird nur muskulär gehalten (suprahyale und infrahyale Muskulatur). Das Cranio-mandibulare Sytem hat drei kinematische Ketten – Mundschließer, Mundöffner und die stabilisierende Nackenmuskulatur. Diese CMD-Funktionskette steht in Beziehung zur muskulären Funktionskette (Faszienschlauch) des Gesamtbewegungssystems . Die Lage des Unterkiefers hat deshalb einen grossen Einfluss auf die umliegenden, auch weiter entfernten Strukturen. In der idealen Körperhaltung sollte eine Senkrechte durch das atlantookzipitale Gelenk durch die Mitte des Körperschwerpunktes verlaufen. Die Steuerung der Körperhaltung erfolgt durch Füsse (Basis) und Kopf (Nacken). Ein grosser Teil der westlichen Bevölkerung trägt den Kopf vorgeneigt, dadurch entsteht ein verändertes Gleichgewicht zwischen Kau-, suprahyoidaler und Nackenmuskulatur. Dies führt zu Verspannungen von Kau- und Nackenmuskulatur, der Körperschwerpunkt wird in der Folge nach vorne verlagert. Der Patient kommt also oft mit einer Vorspannung in die Praxis. Zudem bedeutet der Zahnarztbesuch für ihn Stress. Diese Tatsachen müssen vor umfangreichen zahnärztlichen Restaurationen unbedingt berücksichtigt werden.
Bei Nacken- und Rückenschmerzen, Kopf- und Gesichtsschmerzen, ungeklärten Zahnschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Beschwerden bei Kopfbewegungen, Beschwerden bei Kieferbewegungen ist es sinnvoll abzuklären, ob eine Zusammenhang zu einer kraniomandibulären Dysfunktion (CMD) besteht. Im Weiteren sollte man bei Verdacht auf CMD-Erkrankungen auch auf Asymmetrien im Gesicht achten. Sie können ein Indiz für mögliche Fehlbelastungen der Kiefergelenke und der umliegenden Strukturen sein.
Bei Vorliegen einer CMD-Erkrankung erfolgen umfangreiche therapeutische Massnahmen vorzugsweise in Zusammenarbeit mit Wirbelsäulentherapeuten.